Inflationsrate Deutschland: Bürger sorgen sich zunehmend ums Geld

Keine Zinsen auf Erspartes, belastete Arbeitssituationen unter anderem durch die Corona-Pandemie und dann auch noch eine Inflationsrate, die derzeit in Deutschland nur eine Richtung kennt. Deutsche Verbraucher und Verbraucherinnen sorgen sich zunehmend ums Geld, das gleichzeitig an Kaufkraft verliert und zwar ohne, dass die Gehälter zeitgleich entsprechend angepasst würden. Im August gab es zuletzt Preissteigerungen in Höhe von 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Volkswirte sehen indes keine Gefahr einer dauerhaften, nachhaltig schädlichen Entwicklung.

Nicht nur Deutschland macht aktuell finanziell schwierige Zeiten durch: steigende Preise, wohin das Auge blickt – egal, ob es sich um Elektronikartikel von Herstellern wie Samsung, Apple sowie Leica oder Lebensmittel- und Energiepreise handelt. Doch obwohl sich die Inflation derzeit auf einem 28-Jahres-Hoch befindet und in Nordrhein-Westfalen die Inflationsrate im September sogar bei 4,4 % lag, sind die Volkswirte der Republik aktuell darum bemüht, entspannende Worte zu finden. Zwar habe die Inflation dieses Jahr ordentlich zugelegt, aber man rechne damit, dass sich schon 2022 die Lage wieder deutlich entspanne. So sagte Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research zum Beispiel: „Die zur Zeit beobachtbaren erhöhten monatlichen Inflationsraten werden zum Großteil von vorübergehenden Einflüssen bestimmt.“

Sorge um dauerhafte Inflation bereitet vielen Menschen Kopfzerbrechen

Sorge bereitet vielen Bürgerinnen und Bürgern dennoch, dass es sich um eine dauerhafte Entwicklung handeln und sich die Preise allgemein nachhaltig steigern könnten. So war in der Vergangenheit beispielsweise damit gerechnet worden, dass sich die Knappheit bei Mikrochips und Rohstoffen relativ schnell wieder auflösen werde. Wie die aktuelle Situation an der Zapfsäule oder auf dem Automarkt zeigt, ist beides jedoch nicht eingetreten. Andererseits ist ein Teil der hohen Inflationsrate der Tatsache geschuldet, dass vergangenes Jahr vorübergehend die Mehrwertsteuer auf 16 % gesenkt worden war. Dementsprechend sind die Zahlen zur Inflation nicht eins zu eins vergleichbar.

Außerdem ist die Inflation in 2020 aufgrund der Corona-Pandemie bzw. deren Auswirkungen mit gerade einmal einem halben Prozent unterdurchschnittlich niedrig ausgefallen. Ökonomen führen diesbezüglich an, dass es weiterer Faktoren wie etwa einer Preis-Lohn-Spirale bedürfe, um in eine dauerhafte Inflation zu rutschen respektive längerfristige Preisauftriebe zu erleben.

Wirtschaftswachstum schwächt Effekte der Geldentwertung deutlich ab

Ebenfalls Grund zur Hoffnung gibt das für dieses Jahr zu erwartende Wirtschaftswachstum, wobei Experten momentan von einer um 3 % gesteigerten Wirtschaftsleistung ausgehen. Mit Blick auf das kommende Jahr sei demnach sogar mit 4,3 % zu rechnen. Gründe hierfür sind die im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs zurückgehende Zahl der Arbeitslosen sowie in  Kurzzeit beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. So wird für das Jahr 2022 mit ca. 500.000 mehr Erwerbstätigen bundesweit gerechnet.

Abzuwarten bleibt allerdings, ob es bei der Corona-Pandemie zu einer und wenn ja wie stark ausgeprägten vierten Welle im Herbst und Winter dieses Jahres kommen wird. Im Zuge dessen wird in politischen Kreisen der Länder und des Bundes nach wie vor heiß diskutiert, ob zumindest vollständig geimpfte Personen und Genesene einen erheblichen Teil ihrer grundrechtlich verbürgten Freiheitsrechte zurückerlangen oder sogar vollständig von Restriktionen befreit werden sollen.

Fachkräftemangel und Umorientierung von Beschäftigten immer noch problematisch

Gebremst wird die in so manchen Kreisen tendenziell aufkommende Euphorie von der Tatsache, dass es während der Corona-Krise kaum Zuwanderung von Fachkräften bzw. Fachpersonal in die Bundesrepublik Deutschland gegeben hat. Insbesondere das Gaststättengewerbe und die Hotelbranche hat unter diesen deutlich erkennbaren Trends stark gelitten. Hinzu kommt, dass sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgrund der Schwierigkeiten dieser und noch weitere Branchen beruflich umorientiert haben.

Attraktiv ist in diesem Kontext für viele vor allem ein Wechsel Richtung Einzelhandel oder digital aktive Unternehmen, wo obendrein nicht nur bessere Arbeitsbedingungen sondern ebenso eine stattlichere Vergütung anzutreffen sind. Dies bedeutet gleichzeitig allerdings auch, dass sich manche Branchen nur sehr langsam von den Pandemie-Folgen erholen und diverse Betriebe – beispielsweise in der Dienstleistungsbranche – keinen anderen Weg mehr gehen können, als denjenigen in die Insolvenz.

 

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