Corona Reproduktionszahl unter 1: Robert-Koch-Institut modifiziert Berechnung

Das Robert-Koch-Institut modifiziert künftig die Art und Weise, wie die Reproduktionszahl des Coronavirus errechnet wird. Wie aus einem Pressebriefing am heutigen Dienstag hervorging, soll in Zukunft ein geglätteter R-Wert angegeben werden, um immanente Schwankungen besser berücksichtigen zu können. Angewendet auf die jüngsten Fallzahlen der letzten Woche ergibt sich unter Zugrundelegung der neuen Maßstäbe, dass an keinem Tag der Wert über der kritischen Stelle von eins gelegen hat.

Das Robert-Koch-Institut hat am heutigen Dienstag angekündigt, künftig eine modifizierte Berechnung der Reproduktionszahlen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie anzuwenden. Wie aus dem zugrundeliegenden Pressebriefing hervorgeht, soll in Zukunft der R-Wert geglättet angegeben werden, um Schwankungen bei der Erhebung der Fallzahlen ausgleichen zu können.

Konkret erläuterte Lars Schaade, seines Zeichens Vizepräsident am RKI, dass durch die neue Berechnungsmethodik einzelne Ausbrüche, wie es sie kürzlich in diversen Schlachthöfen gegeben hatte, weniger stark berücksichtigt würden. Damit solle vermieden werden, dass es durch die derzeit deutlich gesunkene Menge von Fallzahlen zu Verzerrungen des Wertes komme. Gleichzeitig verwies Schaade darauf, dass der R-Wert ohnehin nur einer von vielen Parametern zur Einschätzung der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie sei.

Reproduktionszahlen hatten wieder kritische Schwelle erreicht

Nach der alten Berechnungsmethodik hatte der R-Wert am Freitag noch bei 0,83 gelegen, während er am Samstag auf 1,1 und am Sonntag auf 1,13 angestiegen war, ehe am Montag wieder ein Rückgang auf 1,07 stattgefunden hatte. Ein R-Wert von eins markiert eine wichtige Schwelle, denn wenn ein Infizierter mehr als eine weitere Person mit dem Coronavirus ansteckt, kann sich die Zahl der Infizierten aufgrund des exponentiellen Wachstums erneut rasch vermehren. Hierfür sieht das RKI derzeit allerdings keine Tendenz.

Ermittelt wurde der R-Wert bisher, indem sämtliche gemeldete Fälle der letzten vier Tage durch die Fallzahlen der vier Tage davor dividiert wurden. Dadurch waren Angaben zu Reproduktionszahlen nie tagesaktuell, sondern beinhalteten stets eine verzögerte Faktenwiedergabe. Derzeit werden pro Tag in Deutschland rund 1000 neue Fälle gemeldet. Lars Schaade sagte in diesem Zusammenhang, dass eine Annäherung zum Plateau der Epidemie stattfinde, sich die Lage jedoch jederzeit wieder ändern könne.

Beachtung der Schutzmaßnahmen hat weiterhin oberste Priorität

„Ob wir dieses Plateau halten, hängt von unserem Infektionsvermeidungsverhalten ab. Abstand halten und Hygieneregeln sind weiterhin wichtig“, so der Vizepräsident des RKI. Aufgrund der schnellen Ausbreitung des Coronavirus hatten sich nach längeren Diskussionen alle Bundesländer Deutschlands letzten Endes für eine Maskenschutzpflicht entschieden. Seit dem 27. April ist das Tragen des Mund- und Nasenschutzes zum Beispiel beim Betreten von Supermärkten, der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Besuch von Ärzten verpflichtend.

Diese Restriktionen wurden als ausgleichende Komponente zur langsamen Hochfahrung des öffentlichen Lebens in Deutschland verabschiedet, bei der die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Maßstäbe anwenden. So dürfen seit kurzem beispielsweise in NRW alle Geschäfte wieder öffnen, wenn auf 10 m² Verkaufsfläche maximal eine Person kommt. Des Weiteren dürfen auch Restaurants wieder Gäste einlassen, wenn mindestens 1,50 m Abstand eingehalten werden.

Aktuelle Corona-Fallzahlen geben Anlass zur Hoffnung

Bei der bundesweiten Entwicklung der Corona-Fallzahlen macht sich indes weiterhin eine positive Tendenz bemerkbar. Derzeit sind in Deutschland ca. 173.000 Corona-Fälle registriert und etwa 7.700 Menschen an Covid-19 gestorben. Die Zahl der Genesenen nähert sich mit fast 144.000 immer weiter an die Anzahl der bestätigten Fälle an.

Die Politik denkt daher bereits über länderübergreifende Grenzöffnungen nach. Konkret soll nach Informationen der APA, einer österreichischen Nachrichtenagentur, am 15. Juni die Grenze zu Deutschland wieder vollständig geöffnet werden. Demgegenüber steht die Befürchtung führender Virologen, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommen könnte. Ein genaues Monitoring der Entwicklung der Fallzahlen bleibt damit für die Zukunft langfristig essenziell.

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